Die Kienitzer Strickbauern
Wie vom jedem Dorf im Oderbruch, wird auch über Kienitz
eine sagenhafte Geschichte erzählt.
Einst kam auf dem Oderdamm
bei Kienitz eine goldene Hirschkuh angerollt, und als dies die Bauern und
Fischer von Kienitz bemerkten, machten sie sich hinterher, holten sie bald nach
Neuendorf hin ein und hielten sie fest. Als man aber das kostbare Tier nach
Kienitz zurückbringen wollte, sträubte es sich sehr, so dass einer sagte, man
sollte es doch mit einem Strick binden und dann nach Hause tragen. Dieser
Rat leuchtete allen ein, als man aber nach einem Strick suchte, hatte niemand
einen bei sich. Man ratschlagte nun hin und her, wie man wohl am leichtesten an
einem Strick kommen könne, vergaß aber indessen die Hirschkuh festzuhalten und
sie entschlüpfte den darob erstaunten Bauern. Mißvergnügt kam die Gesellschaft
in Kienitz an.
Der Schulze aber, als der Klügste des Dorfes, schickte des
anderen Tages den Knüppel /ein Stock, an dem sich ein Zettel befindet mit dem
Befehlen des Dorfschulzen) herum, die Gemeinde möge sich im Schulzenamt
versammeln. Hierzu hielt er eine harte Strafpredigt, dass man das Glück des
Dorfes verscherzt hätte und endete seine Rede damit:
Jeder Bürger,
Fischer oder sonstige Eigentümer von Kienitz hat von heute ab stets einen Strick
um den Leib zu tragen, damit er im Falle der Not sogleich bei der Hand ist, und
übrigens seien ein Strick und ein Käsebrot zwei Dinge, die jeder Kienitzer bei
sich führen müsse, denn damit käme er durch die ganze Welt !
 
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